Zündapp Falconette
 
Die erste ungedrosselte 50er erschien bei Zündapp 1958: die Falconette. Der Name wurde wohl in Anlehnung an die Combinette vergeben.
Im Lateinischen bedeutet "falco, falconis" der Falke. Die Falconette ist somit wohl so etwas wie in kleiner Falke. Eine Anekdote zur Namensgebung ist hier nachzulesen (Geschichte und Geschichten; Halbstarke Typen).
Obwohl die Falconette mit ihrem Durchstiegsrahmen noch wie ein Moped wirkte, war sie ungedrosselt, verfügte über 3,6 PS, war soziustauglich und wurde mit einem Kickstarter ausgeliefert. Mit ihren 3 Gängen waren immerhin 65 km/h drin. Die Pedale des Mopeds waren verschwunden. Die Falconette wurde in den Varianten 425 und 435 bis 1961 gebaut.
Interessant ist die Variante, die in Großbritannien verkauft wurde. Dieses Modell 438 wurde ab 1959 als ein- oder zweisitziges Moped verkauft. Es hatte einen auf 70 ccm aufgebohrten Motor mit 5 PS, und verfügte über ein Dreiganggetrtiebe mit Fußschaltung. Ben Teuben aus den Niederlanden hat so ein Fahrzeug restauriert (Falconette 438).
1961 erschien aber auch ein völlig neuer Fahrzeugtyp, das Kleinkraftrad. Damit hatte sich das ungedrosselte Moped vollends zum Kleinmotorrad entwickelt.

Das weiterentwickelte Modell (Typ 510) hiess bei Zündapp Falconette KS 50. Es gab keinen Durchstiegsrahmen mehr, sondern ein schicker Tank ermöglichte den motorradtypischen Knieschluss. Das Kleinkraftrad hatte einen 4-Gang-Motor mit 4,2 PS, eine Bilux-Lichtanlage mit 18 Watt sowie eine elektrische Schnarre. Unter einem abschliessbaren Deckel auf der linken Fahrzeugseite befand sich das reichhaltige Bordwerkzeug. Laut Prospekt fuhr die Falconette KS 50 75 km/h.
Im ersten Jahr war das Fahrzeug in den Farben derbyrot und golfblau erhältlich. Als Zubehör gab es einen verchromten Gepäckträger sowie ein Beinschild. Diese Beinschilde waren zwar praktisch, nahmen den Fahrzeugen aber viel von ihrer durchaus elegant-sportlichen Linie.
Parallel zum Kleinkraftrad gab es die gedrosselte Variante (2,6 PS), die bei Zündapp Sport Combinette KS genannt wurde. Dieses Modell unterschied sich optisch kaum vom Kleinkraftrad und wurde im grossen Stückzahlen verkauft.

Im Modelljahr 1962 gab es einige Detailverbesserungen an den Fahrzeugen: die einzeln einstellbaren Federbeine wurden durch ein Federbein- und ein Dämpferpaar ersetzt. Am vorderen Schutzblech fand sich ein funktionsloser Chrombügel. Als dritte Farbe kam das "aparte metallicblau" hinzu, das sich jahrelang in den Zündapp-Prospekten halten konnte.

Die Falconette KS wurde durch das Sondermodell Super Falconette KS 50 aufgewertet. Neben einem serienmässigen Gepäckträger und Weisswandreifen glänzte das Modell durch Kniekissen am Tank sowie durch eine auf 29 W verstärkte Lichtanlage. Laut Prospekt von 1962 war sie nur im Farbton "metallicblau" erhältlich. An der Leistung hatte sich jedoch nichts geändert.

Ein neues Modell beendet 1963 das erste Kapitel der Mokicks und Kleinkrafträder. Der Typ 515 hatte nun eine Telegabel, was das Aussehen des Fahrzeugs stark veränderte, obwohl das Grundkonzept nahezu unverändert blieb. Auch beim Typ 515 gab es die Mokicks, nun schlicht Sport Combinette geheissen, und die ungedrosselten Varianten, die nun kurz KS 50 Super genannt wurden. Der Name Falconette hatte ausgedient, und er ist heute, anders als die Combinette, völlig in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie ich finde.

Nach einer Anfrage beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg waren im Juli 1997 folgende Fahrzeuge registriert bzw. nicht länger als 1 Jahr abgemeldet:
 
 
 
Typ Bemerkung Anzahl
     
510-200 Falconette KS 50 ohne Gebläse 11
510-270 Falconette KS 50 mit Gebläse 24
510-275 Super Falconette KS 50 mit Gebläse 17

Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, denn gerade bei Motorrädern dürften viele Fahrzeuge noch irgendwo schlummern, seit Jahren nicht mehr angemeldet. Die Statistik spiegelt aber sehr gut wieder, dass die Gebläsevarianten sehr beliebt waren. Ob das Gebläse viel brachte, sei dahingestellt, aber die Maschine sah mit Gebläse einfach nach mehr aus.
Der erste Ersatzteilkatalog für das Modell 510 stammt vom April 1961. Im Oktober '61 gab es eine Ergänzung, als unter anderem die einzeln einstellbaren Federbeine ersetzt wurden. Von der ersten Variante gab es mindestens 6750 Fahrgestelle. Für ein halbes Jahr Bauzeit nicht schlecht!
Eine Abschätzung der gebauten Stückzahlen bei den Modellen ab 10/1961 wird dadurch erschwert, dass die Fahrgestellnummern parallel auch für die Sport Combinette KS vergeben wurden. Hier helfen die Motornummern weiter, wobei natürlich die Motornummern immer um einiges "schneller wuchsen" als die Fahrgestellnummern (Einbaumotoren, Austauschmotoren, Motoren für Geländemaschinen, etc.). In der Zündapp Zweitakt IG sind zur Zeit nur 3 Maschinen vom Typ 510-275 bekannt. Dennoch darf man davon ausgehen, dass ab 10/1961 weitere 6-8 Tausend Maschinen entstanden.
Laut Ersatzteilkatalog gab es neben den Varianten für den Inlandsmarkt unter der Typbezeichnung 510-226 ein Exportmodell für Nigeria sowie Einbaumotoren für Griechenland (276-273).

Insgesamt würden bei Zündapp in München zu Beginn der 60er Jahre produziert:
 
 
Jahr Anzahl der Fahrzeuge (ca.)


1960 90.000
1961 75.000
1962 49.000
1963 60.000
1964 71.000

(Quelle: 60 Jahre Zündapp Technik)

Das Erscheinen der Mokicks und Kleinkrafträder fiel also in eine Phase des Absatzrückgangs.
Leider liegen noch keine detallierten Zahlen vor, wieviel Fahrzeuge welchen Typs in welchem Jahr gebaut wurden. Das Fahrzeugregister der Zündapp Zweitakt IG ist hier bestimmt eine wichtige Quelle.

Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch die GS 50 mit der Typbezeichnung 510-224. Sie hatte 4 Gänge und wurde mit einer Telegabel gebaut (alles andere wäre fürs Gelände auch etwas zu waghalsig gewesen). Mit ist zur Zeit keine originale GS 50 bekannt; ebenso liegt es völlig im Dunkeln, wie viele Maschinen verkauft wurden. Das Schwestermodell war die GS 75, deren Typbezeichnung 510-327 lautete. Die GS 75 war praktisch baugleich zu GS 50, nur dass der Motor aus der KS 75 Verwendung fand. 

--> Ich suche nach allen Informationen, die die Geschichte der Falconette KS 50 erhellen können. Dazu gehören alte Betriebserlaubnisse und Kfz.-Briefe, Informationen zu Fahrgestellnummern und produzierten Stückzahlen, alte Prospekte, Original-Fotos aus den 60er Jahren und Kontakt zu ehemaligen oder heutigen Besitzern einer Falconette KS 50 und deren Ablegern. Ich freue mich über jede e-mail.
 
Für meine Restaurationsprojekte werden ausserdem Ersatzteile gesucht, siehe separate Liste --> benötigte Teile.

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